Osteuropa vor einer neuen Krise

Im Atlas der Weltwirtschaft 2022/2023 hatten wir einen Sonderteil eingefügt, der sich speziell mit den Ländern in Osteuropa auseinandersetzt, die Mitglied der EU und zum Teil sogar Mitglied der EWU sind. Einige Länder verzeichneten in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorme Verluste an internationaler Wettbewerbsfähigkeit, wie sich am realen effektiven Wechselkurs ihrer Währungen feststellen lässt. Ein Szenario dieser Art droht jetzt wieder.

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„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

Wem auch immer dieses Bonmot zuzuschreiben ist, es lässt einen schmunzeln und nimmt Schärfe aus einer Debatte, in der es um die Sache gehen sollte und nicht um persönliche Rechthaberei. Die Vorhersage der Wirtschaftsentwicklung ist in so unruhigen Zeiten wie den gegenwärtigen tatsächlich ein heikles Geschäft für jeden, der sich daran wagt. Da Einschätzungen über die zukünftige Entwicklung der Volkswirtschaft eines Landes oder eines Kontinents für eine vorausschauende Wirtschaftspolitik aber wichtig sind, muss man die Qualität von Prognosen, auf die sich die Entscheider stützen, aber gerade dann genau unter die Lupe nehmen.

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Lob für die deutschen Unternehmen

Die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts zur Entwicklung der Preise zeigen, dass die Verarbeitung der extremen Energie- und Rohstoffpreisschübe aus den vergangenen zwei Jahren in vollem Gange ist (Abbildung 1). So historisch einmalig steil, wie die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte in der Energiekrise nach oben schossen, so steil fallen sie nun auch wieder ab (die rote Linie in der Abbildung 1).

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Darum ist die Zinspolitik der EZB verfehlt – Video von „SWR 1 Leute“

In der Sendung „SWR1 Leute“ ergab sich heute ein spannendes Gespräch mit Nicole Köster, das man sich in der ARD-Mediathek anschauen kann (dort verfügbar bis 19.09.2025).

Es ging auch darum, den wirtschaftspolitischen Blick über den nationalen Tellerrand hinaus zu weiten.

Die EZB verspielt ihre Glaubwürdigkeit

Die erneute Anhebung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte durch die Europäische Zentralbank (EZB) am 14. September 2023 ist im Gegensatz zu den neun vorangegangenen Erhöhungsschritten im EZB-Rat nicht mehr einstimmig beschlossen worden sondern laut der EZB-Präsidentin Christine Lagarde nur noch mit einer „soliden“ Mehrheit. Das öffentliche Echo ist ebenfalls nicht mehr so einheitlich wie zuvor. Einige Fachleute wie der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher betonen das Risiko, das die EZB mit diesem Schritt in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone eingehe. Der Experte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Markus Demary kritisiert die Entscheidung mehr oder weniger direkt: „Die EZB hat sich dafür entschieden, den Inflationsdruck aus der Wirtschaft herauszunehmen und nimmt für die Preisniveaustabilität eine Rezession in Kauf“.

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Sinkende Energiepreise auf Erzeuger- und Verbraucherstufe – was sollte eine weiter anhaltende Inflation speisen?

Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, sagte am 5. Juli 2023 in einer Rede in Frankfurt, dass es hinsichtlich der Preisentwicklung in Deutschland für eine Entwarnung zu früh sei, „[d]enn die Inflation hat insgesamt an Breite gewonnen“. Und er fügt hinzu: „Laut unserer Juni-Projektion wird die Inflationsrate in Deutschland vorerst hoch bleiben. Ähnliches ergibt die Juni-Projektion der EZB für den Euroraum.“

Das steht in Kontrast zu den jüngst von Eurostat veröffentlichten Zahlen zur europäischen Preisentwicklung.

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Wie die EZB den Monetarismus unfreiwillig entlarvt

In einem Interview für den Podcast „Erklär mir die Welt“ des Journalisten Andreas Sator von Ende Mai offenbart die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB), dass sie weiterhin fest an den Monetarismus glaubt. Das interviewte Mitglied des EZB-Direktoriums, Isabel Schnabel, dokumentiert sehr deutlich, dass diese Denkschule die europäische Geldpolitik weiter in die Irre führt. Man lernt, warum die Fehler der Deutschen Bundesbank aus der zweiten Ölpreiskrise Ende der 1970er Jahre aktuell wiederholt werden.

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Video zum Thema Inflation

Walter Ötsch, Professor für Ökonomie und Kulturgeschichte an der Cusanus-Hochschule für Gesellschaftsgestaltung, Koblenz, hat mit mir über Inflation, ihre Gründe und ihre Auswirkungen gesprochen. Das 54 Minuten lange Video kann unter https://walteroetsch.at/video-43-inflation-aber-welche aufgerufen werden. Wir gehen auch auf das 8. Kapitel „Preise – Kommt ein Zeitalter der Inflation?“ des gerade erschienenen Atlas der Weltwirtschaft 2022/23 von Heiner Flassbeck, Constantin Heidegger und mir ein.

Licht und Schatten – das neue Ziel der europäischen Geldpolitik

Die Neuausrichtung des geldpolitischen Ziels der Europäischen Zentralbank (EZB) gleicht einer Revolution: Der Zentralbankrat hat nach zwanzig Jahren die Zielgröße, an der sich die Geldpolitik orientiert und an der sie gemessen werden will, verändert. Nicht mehr „unter, aber nahe bei zwei Prozent“ liegt ab jetzt die für die Eurozone angestrebte Inflationsrate, sondern bei mittelfristig zwei Prozent. Und zwar dergestalt, dass Abweichungen von dieser Zielrate nach oben und nach unten gleichermaßen unerwünscht sind, wie es in der Erklärung zur geldpolitischen Strategie der EZB heißt. Das bedeutet, wenn die tatsächlich festgestellte Inflationsrate im Euroraum unter der Zielmarke liegt, wird das genauso negativ gewertet, wie wenn die Inflationsrate über der Marke liegt.

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Light and shadow – the new goal of European monetary policy

The realignment of the European Central Bank’s (ECB) monetary policy target resembles a revolution: After twenty years, the Central Bank Council has changed the target figure on which monetary policy is based and against which it wants to be measured. From now on, the inflation rate targeted for the euro zone will no longer be „below but close to two percent“, but two percent in the medium term. And it has done so in such a way that deviations from this target rate, both upward and downward, are equally undesirable, as the statement on the ECB’s monetary policy strategy puts it. This means that if the actual inflation rate in the euro area is below the target rate, this is considered just as negative as if the inflation rate is above the target rate.

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