In den gesamten siebziger Jahren waren monetaristische Fragen absolut dominierend in der makroökonomischen Diskussion. Beim Sachverständigenrat, in dessen Stab ich seit Mitte der 70er Jahre arbeitete, hat man wesentlich mehr Stunden mit der Frage zugebracht, welches die richtige Messgröße für das Geldangebot ist, als mit der weitaus wichtigeren Frage, welche Schlussfolgerungen aus den Angebotsschocks zu ziehen seien, die wir in den vorherigen Folgen dieser Serie behandelt haben.
Monat: Februar 2014
Unser Geldsystem IV: Der zweite Ölpreisschock und die Bundesbank als Königsmacher
Wir haben in Teil III dieser Serie gezeigt, dass die gesamtwirtschaftlichen Effekte des negativen Angebotsschocks, der mit der ersten Ölpreisexplosion verbunden war, allesamt negative Nachfrageschocks waren. Es war eben nicht der Angebotsschock als solcher, der Rezession und Arbeitslosigkeit erzeugte, sondern die Sekundär- und Tertiärwirkungen, die von dem Verteilungskonflikt zwischen Arbeit und Kapital ausgingen, der auf den Anstieg des Preisniveaus folgte. Vor allem der Anstieg der Zinsen in einer potenziell rezessiven Situation (wegen des Nachfrageausfalls aufgrund einer hohen Sparquote der Ölproduzenten) war der Auslöser für einen Investitions- und Arbeitsplatzeinbruch.
Sven Giegold und die grüne Verdrängungsmaschine
Sven Giegold, Europaparlamentarier der Grünen und für viele im linken Spektrum der Grünen immer noch ein Hoffnungsträger, hat in der ZEIT vergangene Woche ein schlimmes Stück geschrieben, in dem er Sahra Wagenknecht angreift, weil sie einer Spaltung Europas das Wort rede und dem Euro Schuld für Vorgänge gebe, die von der Wirtschaftspolitik zu verantworten seien. Was sich hier vor allem wieder einmal zeigt, ist die Tatsache, dass die Grünen kein wirtschaftspolitisches Konzept haben und sich davor drücken, eines zu entwickeln. Und der Beitrag in der ZEIT zeigt zudem, dass die Grünen nicht wahr haben wollen, erhebliche Mitschuld an der Eurokrise zu haben, weil Deutschlands Lohndumping mit ihrer Zustimmung geschehen ist.
Unser Geldsystem III: Die erste Ölpreiskrise, die Löhne und die Rolle der Geldpolitik
Die Ölpreisschocks 1973 und 1979/1980 markierten den Anfang vom Ende des Keynesianismus in der Wissenschaft wie in der Politik. Hatte man sich bis dahin vor allem mit Nachfrageproblemen beschäftigt, tauchte mit der plötzlichen starken Erhöhung der Ölpreise die Frage auf, wie das marktwirtschaftliche System auf eine schockartige Veränderung reagiert, die von der Angebotsseite kommt, was bei einer Verteuerung von Vorleistungen offensichtlich der Fall zu sein schien.
Hohe Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus dem Ausland – ein gutes Argument zur Verteidigung deutscher Leistungsbilanzüberschüsse? (Teil 2)
Im ersten Teil dieses Beitrags innerhalb meiner Serie zur Beurteilung der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse hatte ich die Einschätzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) kritisiert, dass der inzwischen mit fast 2½ Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beachtlich hohe Saldo der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen als Bestandteil der Leistungsbilanz nichts mit der hohen deutschen Wettbewerbsfähigkeit zu tun habe. Jetzt geht es mir um die Beurteilung der ‚relativen Persistenz‘ dieser Zahlungen des Auslands an Deutschland, wie sich das Ministerium ausdrückte. Dafür werfe ich einen Blick auf die Zusammensetzung der deutschen Leistungsbilanz in einem längeren Zeitraum, d.h. ab 1960, was natürlich für die Jahre bis 1991 einen anderen Gebietsstand, nämlich Westdeutschland, beinhaltet. Gab es nicht schon früher hohe Überschüsse im Waren- und Dienstleistungsaustausch mit dem Ausland? Und wie sah damals der Saldo der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus? Kannte man schon damals Echoeffekte der deutschen Vermögensposition im Ausland und wie nachhaltig waren sie?
Unser Geldsystem II: Der Siegeszug des Monetarismus
Nachdem das System von Bretton Woods wegen vielfältiger Spannungen, die von beiden Seiten des Atlantik ausgegangen waren, Anfang der siebziger Jahre nicht mehr haltbar war, begann der Siegeszug des Monetarismus. Weil er aber eine unvollständige ökonomische Lehre war und ist, nahm er den gesamten Kanon der Neoklassik sozusagen im Gepäckwagen mit und mit ihm all die Irrlehren, die seitdem die Ökonomen genauso verwirren wie vor Beginn der keynesianischen Revolution.
Unser Geldsystem: Das Ende von Bretton Woods
Einer unserer Leser stellt uns eine Reihe von Fragen bezüglich des Geld- und Finanzsystems, die alle interessant sind und in vielen verschiedenen Zirkeln diskutiert werden:
Er fragt:
1. In wie weit wirken die Instrumente der Zentralbanken noch in unserem aktuellen Finanzsystem?
2. Gibt es optimale Währungsräume, wie nach Robert Mundells Theorie? (siehe Euro-Raum)
3. Wie stehen Sie zu der Vollgeldreform von Irving Fisher?
4. Für den Fall, dass der Geldwert den Materialwert übersteigt, kann die Kaufkraft nur durch eine glaubwürdige Währungsreserve aufrecht erhalten werden. Aber was ist eine glaubwürdige Währungsreserve?
5. Sofern in der Währungsverfassung keine Einlöseverpflichtung eingebaut ist, wird die Deckung durch Vermögenswerte und Kreditforderungen in der Bilanz der dafür zuständigen Zentralbanken festgelegt. Welche sind das aktuell?
6. Machen diese Deckungen aus Frage 5 Sinn?
7. Brauchen wir in unserem Schuldgeldsystem eine „Kreditbremse“ (Schumpeter zum Goldstandard), wenn ja, welche?
8. Ist der vorgeschlagene „Bancor“ von Keynes ein zweckmäßiger Ersatz für den Goldstandard, wenn ja, wie funktioniert das System?
9. Sind die Löhne der einzige maßgebende Faktor für Inflation bzw. Deflation? Was ist mit den Kapitalkosten?
10. Müsste es dann in einer Zentralbank eine Abteilung für die Kontrolle der Lohnentwicklung geben?
Viele Menschen suchen auf diese und ähnliche ökonomische Fragen Antworten, die von der modernen Volkswirtschaftslehre leider nicht gegeben, ja nicht einmal zu geben versucht werden. Wir wollen uns im Rahmen einer Reihe von Artikeln zum Geldsystem und zur Geldpolitik mit einigen der genannten und einigen anderen Fragen befassen. Wir werden das nicht mit dem Versuch einer genauen dogmengeschichtlichen Einordnung verbinden, sondern es ganz der subjektiven Einschätzung des Autors des jeweiligen Beitrags überlassen, inwiefern er auf Arbeiten aus der Fachliteratur zurückgreift bzw. verweist. Denn wann wer was zum Geldsystem geschrieben hat und was er damit im Zweifel gemeint haben könnte, ist weniger wichtig als das Verständnis der Sachzusammenhänge selbst. Tonnen von Primär- und Sekundärliteratur können Leser im wahrsten Sinne des Wortes belasten und abschrecken, sich in die Sachzusammenhänge selbst hinein zu denken. Großspuriges Namedropping kann auch dazu verführen, das eigene Denken rasch einzustellen nach dem Motto: Wenn schon so viele Leute mit großem Namen Wichtiges geäußert haben, dann brauche ich mir um die Stichhaltigkeit von deren Aussagen keine Gedanken mehr zu machen. Natürlich ist es sinnvoll, das Rad nicht ständig neu zu erfinden, sondern auf bereits bestehende Erkenntnisse und Erfahrungen aufzubauen. Nur die Prüfung, ob bereits Vorhandenes tatsächlich zutreffend war und heute noch ist, bleibt unerlässlich. Und wir wollen unseren Leserkreis nicht damit ermüden, von uns als Sackgassen erkannte Wege in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur genau nachzuverfolgen, wenn daraus kaum weiterführende Einsichten zu gewinnen sind.
Hohe Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus dem Ausland – ein gutes Argument zur Verteidigung deutscher Leistungsbilanzüberschüsse? (Teil 1)
Schon länger steht die Fortsetzung der Serie aus, die ich über die Argumente des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zur Verteidigung der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse schreibe (hier die bisher dazu veröffentlichten Beiträge: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 4a, Teil 4b und Teil 5). Am Rande: Der Link zu dem Papier des Ministeriums über dessen Webseite, den ich ursprünglich angegeben
hatte, funktioniert inzwischen nicht mehr. Vielleicht ist andernorts aufgefallen, dass die Schwächen des besagten Papiers gar zu offensichtlich sind, so dass man es lieber nicht mehr zugänglich halten wollte? Wie dem auch sei, da die in ihm angeführten Argumente in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen, setze ich mich dennoch weiterhin damit auseinander. (Wer das Papier noch einmal im Original lesen will, wird hier fündig.) Nun also der nächste Teil der Serie, der sich mit dem nach meiner
Aufzählung sechsten Argument des BMWi auseinandersetzt, das folgendermaßen lautet: