Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland zahlt hohe Stundenlöhne – zu hohe?

Der Dauerbrenner bei Lohnverhandlungen in der deutschen Industrie ist der Vergleich der hiesigen Stundenlöhne mit denen im Verarbeitenden Gewerbe anderer Industriestaaten, namentlich der europäischen Konkurrenten. Und so fadenscheinig dieses Argument auch ist, es wird immer wieder eingesetzt, um Druck auf die deutschen Lohnzuwächse auszuüben. Und so findet dieser Unfug natürlich Platz in der Liste der Verteidigungsargumente für deutsche Leistungsbilanzüberschüsse des BMWi: „Im Übrigen sind laut Daten des Instituts der Deutschen Wirtschaft im verarbeitenden Gewerbe die Arbeitskosten pro Stunde im Euroraum lediglich in Belgien (41,91 Euro) höher als in Deutschland (36,98 Euro). Der Vorwurf, Deutschland betreibe Lohndumping und verbessere damit seine Exportchancen, geht also ins Leere.“ So denken zumindest die Experten des BMWi und übersehen dabei, dass man sich durch die Verwendung falscher Argumente selbst blamieren und als nicht mehr ernst zu nehmender Gesprächspartner in die Ecke manövrieren kann.

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„Nicht-preisliche“ Wettbewerbsfähigkeit – eine entlastende Begründung für Handelsüberschüsse?

Heute soll es in dieser Serie (bisher sind erschienen Teil 1 und Teil 2) über die Argumente der Verteidiger deutscher Leistungsbilanzüberschüsse um die „nicht-preisliche“ Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte gehen. Das Argument lautet so: Deutsche Produkte verkaufen sich auf den Weltmärkten in erster Linie oder zumindest auch deshalb so gut, weil ihre „nicht-preisliche“ Wettbewerbsfähigkeit, etwa ihre Qualität, aber auch die Produktpalette an sich, so überragend ist, und nicht hauptsächlich deshalb, weil sie so billig oder gar zu billig angeboten würden. (Wir hatten dieses Thema am Rande eines anderen Artikels Anfang November und Ende Juli bereits gestreift.)

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Kann die „unabhängige“ Lohnpolitik nichts für Handelsungleichgewichte?

Gestern habe ich über die Unterbewertung Deutschlands geschrieben und die Frage offen gelassen, wer dafür verantwortlich ist. Die Kritik an den deutschen Leistungsbilanzüberschüssen konzentriert sich vor allem auf das deutsche Lohndumping als Ursache für die deutsche Unterbewertung und damit das Auseinanderlaufen der Wettbewerbsfähigkeit der Mitglieder der Europäischen Währungsunion (EWU). Die Verteidiger der deutschen Überschüsse bzw. die Leute, die die Überschüsse nicht durch eine aktive Wirtschaftspolitik verändert sehen wollen, führen gegen den Lohndumping-Vorwurf zwei Argumente ins Feld: die Unabhängigkeit der Lohnpolitik vom Staat und die geringe Bedeutung, die die Löhne für die Leistungsbilanzüberschüsse angeblich haben.

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Kein eigener Wechselkurs, also auch keine „künstliche“ Abwertung möglich?

Gestern habe ich angekündigt, zu den einzelnen Argumenten Stellung zu beziehen, mit denen das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) die anhaltend hohen deutschen Leistungsbilanzüberschüsse zu verteidigen sucht. Zuerst gehe ich auf folgende Behauptung ein: „Deutschland kann als Teil der Europäischen Währungsunion … nicht – wie andere Länder – seine Exportchancen durch eine künstliche Abwertung der Währung aufbessern“.

Hintergrund dieses Arguments ist der Mechanismus, dass ein Land mit eigenständiger Währung auf den Wechselkurs dadurch Einfluss ausüben kann, dass seine Zentralbank fremde Währungen an den Devisenmärkten ankauft oder verkauft. Dabei ist der Ankauf (im Gegensatz zum Verkauf) theoretisch unbegrenzt, weil das Land seine eigene Währung beliebig „drucken“ kann, um sie an den Devisenmärkten im Tausch gegen fremde Währungen anzubieten. Durch ein gesteigertes Angebot seiner eigenen Währung kann das Land den Preis seiner Währung senken: Sie wird gemessen an anderen Währungen billiger. Auf diese Weise verbilligen sich die Güter, die Unternehmen dieses Landes auf den internationalen Märkten anbieten – die Exportchancen verbessern sich also.

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Zu fadenscheinig gibt’s nicht – wie das BMWi die deutschen Überschüsse zu verteidigen sucht

Einer unserer Leser hat uns auf eine Stellungnahme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) aufmerksam gemacht, die unter der Überschrift „Zum deutschen Leistungsbilanzüberschuss“ gegen die Kritik an den anhaltend hohen deutschen Leistungsbilanzüberschüssen anzuargumentieren versucht. Vielen Dank für diesen Hinweis, den das flassbeck-economics-Team schon deshalb zu schätzen weiß, weil er uns erneut die Möglichkeit bietet zu zeigen, wie schwer sich die deutsche Bundesregierung inzwischen tut, der Kritik an der deutschen Wirtschaftsstrategie noch etwas Handfestes entgegen zu setzen.

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Frankreich ist der große Verlierer in der Eurozone – Doch die meisten Ratschläge für seine Gesundung sind extrem gefährlich

Die OECD warnt Frankreich vor dem weiteren Verlust von Wettbewerbsfähigkeit (Der gesamte Report der OECD, nur in französisch verfügbar allerdings, findet sich hier). Anders als andere Eurozonenländer hätte Frankreich die Gelegenheit seit 2008 nicht genutzt, um seine schwache Wettbewerbsposition zu verbessern. Frankreich brauche eine konsistente Reformstrategie, um seine Produktivität zu erhöhen und seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen.

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Ohne Wendepunkt in der Wirtschaftspolitik kein Wendepunkt in der Konjunktur – Zur Prognose der EU-Kommission

Eurostat hat gestern seine Schnellschätzung des Wachstums im Euroraum für das dritte Quartal 2013 veröffentlicht. Danach nahm das Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Währungsunion (EWU) real saisonbereinigt um 0,1% gegenüber dem zweiten Quartal zu, was selbst das Handelsblatt als Stagnation bezeichnet. An der seit Monaten geäußerten Einschätzung des flassbeck-economics-Teams, dass es keinerlei Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung in der EWU gibt, die diesen Namen vor allem in Hinblick auf die Arbeitsmärkte verdient, hat sich nichts geändert, wir sehen uns vielmehr leider bestätigt.

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Leise rieseln die Preise

Greenpeace hat einmal folgende Geschichte für eine Kampagne gegen den Klimawandel verwendet, die zwar wissenschaftlich laut Biologen Unfug ist, aber trotzdem einen bestimmten Punkt menschlichen Verhaltens anschaulich umschreibt: Wenn man einen Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser setzt und das Wasser langsam erhitzt, merkt der Frosch die Gefahr zunächst nicht, bleibt sitzen (vielleicht genießt er die Temperatur?) und strampelt erst, wenn es schon zu spät für ihn ist, sich in Sicherheit zu bringen. Würde man den Frosch hingegen von vornherein in sehr warmes Wasser setzen, würde er sofort versuchen zu entkommen, weil er die Gefahr wahrnimmt.

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Handelsungleichgewichte Teil II: Südeuropas Leistungsbilanzen signalisieren kein Ende der Eurokrise

Fortsetzung des Artikels Handelsungleichgewichte Teil I: EWU kopiert Deutschland

Sehen wir uns einmal die Entwicklung der Leistungsbilanzen der drei Krisenstaaten Griechenland, Spanien und Portugal an, um der Vorstellung etwa des deutschen Finanzministers auf den Grund zu gehen, diesen Staaten tue die Sparkur zumindest in Hinblick auf ihre Wettbewerbsfähigkeit so gut, dass sie außenwirtschaftliche Impulse zur Verbesserung ihrer angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage erhielten oder zumindest erwarten könnten.

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