Unser Geldsystem VI: Flexible Löhne oder flexible Gewinne?

Die Ölpreiskrisen brachten nicht nur für die Geldpolitik bedeutsame Einsichten, sie hätten auch zu einem besseren Verständnis des Verhältnisses von Geld- und Lohnpolitik beitragen können und zu einer neuen Rollenverteilung in der Wirtschaftspolitik, wäre man bereit gewesen, unvoreingenommen über die Erfahrungen nachzudenken und zu reden, die in den siebziger Jahren gemacht wurden.

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Leise rieseln die Preise

Greenpeace hat einmal folgende Geschichte für eine Kampagne gegen den Klimawandel verwendet, die zwar wissenschaftlich laut Biologen Unfug ist, aber trotzdem einen bestimmten Punkt menschlichen Verhaltens anschaulich umschreibt: Wenn man einen Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser setzt und das Wasser langsam erhitzt, merkt der Frosch die Gefahr zunächst nicht, bleibt sitzen (vielleicht genießt er die Temperatur?) und strampelt erst, wenn es schon zu spät für ihn ist, sich in Sicherheit zu bringen. Würde man den Frosch hingegen von vornherein in sehr warmes Wasser setzen, würde er sofort versuchen zu entkommen, weil er die Gefahr wahrnimmt.

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Inflation schadet der Kaufkraft – klar. Oder doch nicht?

Ein Leser erkundigt sich nach dem Zusammenhang von Kaufkraft und Inflation bzw. Deflation. Er fragt sich, wie eine sich verschlechternde Kaufkraft, also ein Rückgang der realen Masseneinkommen, mit der von uns regelmäßig geäußerten Warnung vor Deflation einhergehen könne. Denn sei es nicht so, dass Inflation an der Kaufkraft von Arbeitnehmern und Rentner zehre, während bei Deflation, d.h. bei fallenden Preisen, quasi mehr in den Taschen der Konsumenten stecke?

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Aufschwung in Deutschland bei Deflation?

Noch ein Nachtrag zu meinem Beitrag „Aufschwung in Europa bei Deflation?“ von vergangenem Freitag: Gerade sind die August-Daten zu den Erzeugerpreisen in Deutschland vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht worden. In der Pressemitteilung heißt es, dass der Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz) im Vorjahresvergleich um 0,5% gefallen ist, was vor allem auf die um 2% gesunkenen Energiepreise und die um 1,5% rückläufigen Preise für Vorleistungsgüter zurückzuführen sei. Da die Entwicklung der Energiepreise stark von Importpreisen abhängt, interessiert für die Beurteilung der Lage deutscher Unternehmen der Preisindex ohne Energie noch mehr als der Gesamtindex. Dieser Teilindex bewegt sich mit +0,1% gegenüber Vorjahr im August nur noch hauchdünn über der Null-Linie (s. Abbildung).

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Aufschwung in Europa bei Deflation?

Vergangenen Montag gab das Statistische Amt der Europäischen Union Eurostat in einer Pressemitteilung bekannt, dass die Zunahme der Verbraucherpreise im Euroraum im September gegenüber dem Vorjahresmonat gemäß einer Schnellschätzung des Amtes auf 1,1% gesunken ist. Dabei verzeichnet der Teilindex für Energie einen absoluten Rückgang (- 0,9%), der für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak einen deutlichen Anstieg (+ 2,6%). Die Inflationsrate aus Sicht der Verbraucher ist also weiter auf Talfahrt, übrigens auch dann, wenn man die beiden genannten Teilindizes außen vorlässt und sich nur die sog. Kerninflationsrate ansieht. Deren Zuwachs liegt im September gegenüber Vorjahr bei 1,0%. Damit ist die Preissteigerungsrate von dem Zielwert, bei dem die Europäische Zentralbank (EZB) das Preisniveau als stabil ansieht und den sie daher anstrebt, nämlich knapp unter 2%, beträchtlich entfernt (vgl. Abbildung 1).

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Der Zins, die Schulden und die Geldpolitik – Teil III: Warum greift die Zinspolitik der EZB nicht?

Im ersten Teil und im zweiten Teil dieser Serie wurde die Politik des billigen Geldes der Europäische Zentralbank (EZB) gegen die Kritik verteidigt, sie sei falsch und schädige die Sparer. Zugleich wurde ihre offensichtliche, aktuelle Wirkungslosigkeit konstatiert – den kleinen und mittelständischen Unternehmen in Südeuropa leihen die Banken trotzdem kein Geld zu entsprechend niedrigen Zinsen, und die Investitionstätigkeit in der Eurozone ist auf dem Rückzug. Ist dann meine Position nicht ein Widerspruch in sich? Wenn die Zinssenkung für die Konjunktur zumindest derzeit nichts bringt und die Sparer mit Niedrigstzinsen vorlieb nehmen müssen, dann hätte diese geldpolitische Maßnahme doch besser unterbleiben sollen, oder? Neben der ungünstigen Situation für Sparer heute wird von Kritikern der Geldpolitik betont, das billige Geld stelle eine Gefahr für die Geldwertstabilität von morgen oder übermorgen dar. Insbesondere heize es die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern, Edelmetallen und anderen Rohstoffen sowie Wohnungseigentum an und führe so zu Preissteigerungen auf den entsprechenden Märkten, die sich über kurz oder lang auch auf anderen Märkten bemerkbar machten. Z.B. mündeten stark steigende Immobilienpreise hierzulande irgendwann in stark steigende Mieten. Ziehen die Rohstoffpreise an, wirke sich das letzten Endes auch auf die Preise der Güter aus, zu deren Herstellung die Rohstoffe benötigt werden. Die Zeche zahle in jedem Fall der Verbraucher (und der Sparer), wenn schon nicht heute, dann doch ganz sicher in der Zukunft.

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Lufthansa-Abschluss mit Differenzierung: Wenn im Durchschnitt alle wenig bekommen, bekommen einige gar nichts

Der Tarifabschluss bei der Lufthansa setzt Zeichen – leider in negativer Hinsicht. Nicht nur, dass mit der Laufzeit über 26 Monate ein Zuwachs der Löhne und Gehälter zustande kommt, der aufs Jahr gerechnet (und nur so kann man vernünftigerweise rechnen) im Durchschnitt vielleicht gerade mal das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von 1,9 Prozent ausgleichen dürfte, man hat auch stark differenziert zwischen verschiedenen Bereichen der Lufthansa, offenbar je nachdem, wie gut die Geschäfte im jeweiligen Bereich laufen.

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Welche Preissteigerungsrate ist wirtschaftspolitisch relevant?

Lag die deutsche Preissteigerungsrate in den letzten Jahren nun unter 1%, zwischen 1% und 2% oder über 2%? Immer wieder wird uns die Frage gestellt, wieso wir die Preisentwicklung in Deutschland als zu gering bezeichnen und ihren jahresdurchschnittlichen Wert für die letzten 13 Jahre (seit Einführung des Euro) mit 0,9% angeben. Denn die Verbraucherpreise sind in diesem Zeitraum laut Angaben des Statistischen Bundesamtes um durchschnittlich 1,6% pro Jahr gestiegen. Haben wir uns etwa in den Daten geirrt? Nein, es handelt sich um zwei verschiedene Preissteigerungsraten, von denen hier die Rede ist. Um 0,9% ist der Preisindex des Bruttoinlandsprodukts (BIP-Deflator) gestiegen, ebenfalls ausweislich der amtlichen Statistik.

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