Unser Geldsystem XVIII: Der Zins (3)

Wir haben im zweiten Teil unserer Analyse zum Zins festgestellt, dass der Zins in weiten Teilen direktes oder indirektes Ergebnis der Wirtschaftspolitik ist. Wir haben auch festgestellt, dass die Standardökonomie das ignoriert oder sogar ausdrücklich verneint und schon deswegen zur Erklärung wirtschaftlicher Dynamik nichts beitragen kann. Aber es kommt noch schlimmer. Die Standardökonomie hat ein Glasperlenspiel zur Beschreibung wirtschaftlicher Stationarität erfunden, in dem sie den Zins (am Kapital- oder Geldmarkt) mit der Rendite auf Sachkapital gleichsetzt. Die Gleichsetzung des Zinses, der für Kredite bezahlt werden muss, mit der bei Investitionen in Sachkapital anfallenden Rendite ist ein unmittelbarer Beweis dafür, dass man im ökonomischen Standardmodell gar nicht erst versucht, die Wirklichkeit einer dynamischen Entwicklung von monetären Marktwirtschaften zum Fokus der Analyse zu machen. Es gibt in der Standardökonomie keine Gewinne bzw. sollte es sie doch geben, dann nur vorübergehend, weil sie auf Dauer bei hinreichend starkem Wettbewerb wegkonkurriert werden. Im langfristigen Gleichgewicht sind aber alle Gewinne wegkonkurriert worden. Und dieses langfristige Gleichgewicht ist das, wofür sich die meisten Ökonomen interessieren. Das führt dazu, dass die Ergebnisse dieses Glasperlenspiels und daraus gezogene Schlussfolgerungen für die reale Welt nutzlos, ja oft sogar schädlich und eigentlich nur für die Glasperlenspieler in der „Wissenschaft“ selbst von Interesse sind.

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Marktwirtschaft – nein danke? Eine Standortbestimmung

Schwere Wirtschaftskrise in Südeuropa mit Millionen Arbeitslosen, die deutsche Konjunktur nur noch im Vergleich dazu „rosig“, in Wirklichkeit an der Schwelle zur Rezession, und jetzt auch noch das Hochwasser – manch einer fragt sich, ob das nicht alles irgendwie zusammenhängt unter der großen Überschrift „Die Marktwirtschaft fährt gegen die Wand“. Denn ist die Zerstörung oder zumindest Übernutzung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten nicht eine direkte Folge der Marktwirtschaft bzw. des Kapitalismus, wie Kritiker unser Wirtschaftssystem bezeichnen? Kommen hierzulande nun Teile des Wassers an, das die auch von uns ausgestoßenen Treibhausgase von eisiger Kristallform in Flüssigform mit verwandelt haben? Und zeigt nicht gerade die wachsende Arbeitslosigkeit, dass die Produktivitätsgewinne, auf die der Kapitalismus so stolz ist, letzten Endes zur Verelendung von immer mehr Menschen führen, denen (obendrein CO 2 ausstoßende) Maschinen die Arbeitsmöglichkeiten genommen haben? Und hören wir nicht ab und zu (z.B. auch auf dieser Web-Seite), dass es um eine Absatz- bzw. Nachfragekrise geht? Heißt das nicht, dass wir all das, was wir herstellen, gar nicht verbrauchen können? Und gehört diese „Überproduktion“ und „Unterkonsumption“ nicht zum Wesen des Kapitalismus, der die einen ausbeutet, während die anderen nicht wissen, wohin mit ihrem Reichtum? Hier scheint ein Irrsinn in den anderen zu greifen: Zu viel produziert von zu wenigen, zu wenig konsumiert von zu vielen, zu viel Ressourcenverbrauch und zu wenig Umweltschutz.

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