Die Entscheidung der EZB vom 2. Februar, die Zinsen erneut um 0,5 Prozentpunkte anzuheben und auch für den März eine gleich große Erhöhung anzukündigen, wird als eine große Fehlentscheidung in die Geschichte eingehen. Obwohl schon jetzt absehbar ist, dass sich die Preisentwicklung in Deutschland und Europa im Verlauf dieses Jahres rasch Normalwerten nähern wird, riskiert die Notenbank eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftsentwicklung. Sie unterschätzt die derzeitige Dynamik des Preisrückgangs.
Die Zinserhöhung durch die EZB ist eine grandiose Fehlentscheidung weiterlesenSchlagwort: Geldpolitik
The ECB’s interest rate hike is a grandiose mistake
Heiner Flassbeck and I look at the interest rate hike by the ECB on 2 February 2023. Read an english version of our comment.
Die Preise und die Marktwirtschaft
Die Inflation ist weiter in aller Munde. Mit 7,4 Prozent wurde im April dieses Jahres ein Wert erreicht, der nahezu einmalig in der bundesdeutschen Geschichte ist. Nur im Frühsommer 1973, um den Jahreswechsel 1973/1974 herum und im Oktober 1981 war die Steigerungsrate des Verbraucherpreisindex höher als derzeit. Der Druck auf die EZB, mit Zinserhöhungen zu reagieren, wird täglich größer. Dabei bleiben die Befürworter einer strafferen Geldpolitik eine plausible Erklärung schuldig, wie und mit welchen gesamtwirtschaftlichen Folgen Zinserhöhungen die aktuellen Preissteigerungen bei importierten Rohstoffen zum Stillstand bringen können.
Die Preise und die Marktwirtschaft weiterlesenPrices and the Market Economy
Inflation continues to be on everyone’s lips. At 7.4 per cent, a rate was reached in April this year that is almost unique in the history of the Federal Republic of Germany. Only in the early summer of 1973, around the turn of the year 1973/1974 and in October 1981 was the rate of increase in the consumer price index higher than at present. The pressure on the ECB to respond with interest rate hikes is growing daily. At the same time, the proponents of a tighter monetary policy fail to provide a plausible explanation as to how and with what macroeconomic consequences interest rate hikes can bring the current price increases for imported commodities to a halt.
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Licht und Schatten – das neue Ziel der europäischen Geldpolitik
Die Neuausrichtung des geldpolitischen Ziels der Europäischen Zentralbank (EZB) gleicht einer Revolution: Der Zentralbankrat hat nach zwanzig Jahren die Zielgröße, an der sich die Geldpolitik orientiert und an der sie gemessen werden will, verändert. Nicht mehr „unter, aber nahe bei zwei Prozent“ liegt ab jetzt die für die Eurozone angestrebte Inflationsrate, sondern bei mittelfristig zwei Prozent. Und zwar dergestalt, dass Abweichungen von dieser Zielrate nach oben und nach unten gleichermaßen unerwünscht sind, wie es in der Erklärung zur geldpolitischen Strategie der EZB heißt. Das bedeutet, wenn die tatsächlich festgestellte Inflationsrate im Euroraum unter der Zielmarke liegt, wird das genauso negativ gewertet, wie wenn die Inflationsrate über der Marke liegt.
Licht und Schatten – das neue Ziel der europäischen Geldpolitik weiterlesenLight and shadow – the new goal of European monetary policy
The realignment of the European Central Bank’s (ECB) monetary policy target resembles a revolution: After twenty years, the Central Bank Council has changed the target figure on which monetary policy is based and against which it wants to be measured. From now on, the inflation rate targeted for the euro zone will no longer be „below but close to two percent“, but two percent in the medium term. And it has done so in such a way that deviations from this target rate, both upward and downward, are equally undesirable, as the statement on the ECB’s monetary policy strategy puts it. This means that if the actual inflation rate in the euro area is below the target rate, this is considered just as negative as if the inflation rate is above the target rate.
Light and shadow – the new goal of European monetary policy weiterlesenSubstantielle monetäre Autonomie und die Währungsfrage
Über den Begriff der Währungssouveränität gibt es eine enorme Verwirrung. Ich will versuchen, noch einmal klarzumachen, worum es in substanzieller Hinsicht geht und worum gerade nicht.
Unser Geldsystem XXI: Der Zins (6)
Im vorigen Teil haben wir empirisch gezeigt, dass es einen entscheidenden Bruch in den Grundbedingungen für Wachstum in den westlichen Volkswirtschaften gibt. Vor 1980, insbesondere aber in den Jahren des Bretton Woods Abkommens (also bis Anfang der 70er Jahre), herrschten geldpolitisch vollkommen andere Bedingungen als nach dem Beginn der monetaristischen Revolution. Damit erweist sich jede Pauschalisierung im Sinne einer Durchschnittsbehandlung der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von vorneherein als verfehlt. Wer Schlussfolgerungen zieht, die sich auf empirische Ergebnisse für diesen gesamten Zeitraum oder noch größere Zeiträume beziehen (wie das etwa Thomas Piketty tut), kann nur zufällig, nicht aber systematisch richtig liegen.
Unser Geldsystem XI: Was von den letzten vierzig Jahren bleibt
Vor ein paar Tagen habe ich an einer Konferenz teilgenommen, auf der es zum einen um die Erkenntnisse Hyman Minskys ging, also platt ausgedrückt um den sich selbstverstärkenden Charakter von Finanzblasen. Zum anderen wurde auf der Konferenz auch über Geldpolitik und Deflation gesprochen. Wie schon im letzten Teil dieser Beitragsserie zu unserem Geldsystem festgestellt, hat sich auch hier wieder für mich bestätigt, dass der Monetarismus tot ist. Nur scheint kaum jemand zu wissen, was an seine Stelle treten soll.