Zu fadenscheinig gibt’s nicht – wie das BMWi die deutschen Überschüsse zu verteidigen sucht

Einer unserer Leser hat uns auf eine Stellungnahme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) aufmerksam gemacht, die unter der Überschrift „Zum deutschen Leistungsbilanzüberschuss“ gegen die Kritik an den anhaltend hohen deutschen Leistungsbilanzüberschüssen anzuargumentieren versucht. Vielen Dank für diesen Hinweis, den das flassbeck-economics-Team schon deshalb zu schätzen weiß, weil er uns erneut die Möglichkeit bietet zu zeigen, wie schwer sich die deutsche Bundesregierung inzwischen tut, der Kritik an der deutschen Wirtschaftsstrategie noch etwas Handfestes entgegen zu setzen.

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Frankreich ist der große Verlierer in der Eurozone – Doch die meisten Ratschläge für seine Gesundung sind extrem gefährlich

Die OECD warnt Frankreich vor dem weiteren Verlust von Wettbewerbsfähigkeit (Der gesamte Report der OECD, nur in französisch verfügbar allerdings, findet sich hier). Anders als andere Eurozonenländer hätte Frankreich die Gelegenheit seit 2008 nicht genutzt, um seine schwache Wettbewerbsposition zu verbessern. Frankreich brauche eine konsistente Reformstrategie, um seine Produktivität zu erhöhen und seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen.

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Ohne Wendepunkt in der Wirtschaftspolitik kein Wendepunkt in der Konjunktur – Zur Prognose der EU-Kommission

Eurostat hat gestern seine Schnellschätzung des Wachstums im Euroraum für das dritte Quartal 2013 veröffentlicht. Danach nahm das Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Währungsunion (EWU) real saisonbereinigt um 0,1% gegenüber dem zweiten Quartal zu, was selbst das Handelsblatt als Stagnation bezeichnet. An der seit Monaten geäußerten Einschätzung des flassbeck-economics-Teams, dass es keinerlei Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung in der EWU gibt, die diesen Namen vor allem in Hinblick auf die Arbeitsmärkte verdient, hat sich nichts geändert, wir sehen uns vielmehr leider bestätigt.

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Leise rieseln die Preise

Greenpeace hat einmal folgende Geschichte für eine Kampagne gegen den Klimawandel verwendet, die zwar wissenschaftlich laut Biologen Unfug ist, aber trotzdem einen bestimmten Punkt menschlichen Verhaltens anschaulich umschreibt: Wenn man einen Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser setzt und das Wasser langsam erhitzt, merkt der Frosch die Gefahr zunächst nicht, bleibt sitzen (vielleicht genießt er die Temperatur?) und strampelt erst, wenn es schon zu spät für ihn ist, sich in Sicherheit zu bringen. Würde man den Frosch hingegen von vornherein in sehr warmes Wasser setzen, würde er sofort versuchen zu entkommen, weil er die Gefahr wahrnimmt.

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Handelsungleichgewichte Teil II: Südeuropas Leistungsbilanzen signalisieren kein Ende der Eurokrise

Fortsetzung des Artikels Handelsungleichgewichte Teil I: EWU kopiert Deutschland

Sehen wir uns einmal die Entwicklung der Leistungsbilanzen der drei Krisenstaaten Griechenland, Spanien und Portugal an, um der Vorstellung etwa des deutschen Finanzministers auf den Grund zu gehen, diesen Staaten tue die Sparkur zumindest in Hinblick auf ihre Wettbewerbsfähigkeit so gut, dass sie außenwirtschaftliche Impulse zur Verbesserung ihrer angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage erhielten oder zumindest erwarten könnten.

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Handelsungleichgewichte Teil I: EWU kopiert Deutschland

Mit der Kritik aus den USA ist die Debatte um die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse wieder in den Vordergrund der wirtschaftpolitischen Auseinandersetzung gerückt, die sich um die Eurokrise dreht. Die von Bundeskanzlerin Merkel im Januar geforderte und von der EU-Kommission wie von der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstützte Strategie zur Krisenlösung, nämlich dass Europa insgesamt wettbewerbsfähiger werden solle gegenüber dem Rest der Welt, beginnt erste Früchte zu tragen: Der Leistungsbilanzüberschuss der Europäischen Währungsunion (EWU 17) ist seit 2011 kräftig gestiegen und damit deutlich positiver als alle Jahre zuvor seit Bestehen der EWU (vgl. Abbildung 1). Die EU-Kommission schätzt ihn für das Jahr 2013 auf 2,7 Prozent der Wirtschaftskraft der EWU bzw. auf 264 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Für die USA wird mit einem Defizit in Höhe von 324 Mrd. Euro gerechnet.

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Der letzte Schuss: Die Zinssenkung der EZB ist der verzweifelte Versuch, Deflation abzuwenden

Für heute hatten wir schon Anfang der Woche den folgenden kurzen Beitrag auf flassbeck-economics geplant:
„Der Euro ist seit einiger Zeit stark, vor allem gegenüber dem US-Dollar. Das sollte uns zu denken geben. Es könnte die Reaktion der Märkte auf die von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgerufene Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit für ganz Europa sein. Vielleicht reagieren die Devisenmärkte auch schon auf die Tatsache, auf die manche Politiker ja richtig stolz sind, dass nämlich in diesem Jahr die gesamte Europäische Währungsunion einen deutlich steigenden Leistungsbilanzüberschuss aufweist. In Italien ist bei sinkenden Importen ein Überschuss schon geschafft und auch Spanien scheint dieses Jahr positiv abzuschließen.

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Gewerkschaftsvertreter: „Wettbewerbsfähigkeit beruht nicht auf Lohndumping“

Auf der Veranstaltung „Nach der Bundestagswahl 2013: Was muss Deutschland in Europa jetzt anders machen?“ hat der neu in den DGB-Bundesvorstand gewählte Reiner Hoffmann, Landesbezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie Nordrhein, wie uns ein Leser berichtet, die Behauptung aufgestellt, Deutschland habe nicht durch Lohnzurückhaltung Marktanteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz gewonnen. Im Exportsektor seien die Lohnabschlüsse der goldenen Lohnregel (Steigerung um den Produktivitätszuwachs plus Inflationsausgleich) gefolgt. Zwar habe in anderen Wirtschaftszweigen in Deutschland Lohnzurückhaltung geherrscht, was die Binnennachfrage geschwächt habe. Doch seien die Lohnstückkosten im Exportbereich sozusagen auf Linie. Somit könne nicht davon die Rede sein, Deutschland habe seine internationale Wettbewerbsfähigkeit durch Lohnzurückhaltung verbessert. Der Leser fragt nun, ob der Gewerkschaftsvertreter mit dieser Argumentation recht habe (und das flassbeck-economics-Team entsprechend nicht) und man zwischen dem Exportsektor und dem Rest der Wirtschaft eines Landes stärker unterscheiden müsse. Hier meine Antwort:

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Bel paese, aber wirtschaftliche Katastrophe – warum Italien im Vergleich der großen Industrieländer so schlecht abschneidet – Teil III

Lässt man Revue passieren, was in Italien seit Beginn der Europäischen Währungsunion schief gelaufen ist, kommt man zunächst nicht auf dramatische Veränderungen. Die italienischen Unternehmen haben bis 2007 kräftig investiert. Die Exporte sind zunächst normal mit der Belebung des Welthandels gestiegen, etwa so wie in Frankreich. Der private Verbrauch war aber von Anfang an schwach. Da er ähnlich wie in Deutschland und Frankreich einen Anteil von fast 60% am Bruttoinlandsprodukt ausmacht, konnte das Wachstum insgesamt nicht so gut laufen wie in Frankreich, dessen Konsum sich wesentlich positiver entwickelte. Allerdings fiel das italienische Bruttoinlandsprodukt zwischen 1999 und 2007 etwas besser aus als in Deutschland. Danach aber kam der große Bruch.

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