Unser Geldsystem VIII: Die große Krise von 1992 und was man daraus für den Euro hätte lernen können

Als die achtziger Jahre zu Ende gingen, waren die Menschen in einer Reihe von Ländern in Europa und der westlichen Welt davon überzeugt, dass die Flexibilität der Wechselkurse zu erheblichen Problemen führen könnte. Die massive Aufwertung des US-Dollars und die Tatsache, dass diese Aufwertung in einer konzertierten Aktion der großen Industrieländer korrigiert werden musste (im sogenannten Plaza-Accord vom September 1985), hatten doch Zweifel an der Fähigkeit der Märkte geweckt, den richtigen Wechselkurs zu finden. Hinzu kam, dass die deutschen Gewerkschaften mit ihrer Reaktion auf die zweite Ölpreisexplosion von 1979 einen weit besseren Weg als Frankreich und Italien gefunden hatten, um Stabilität der Preise mit Wachstum zu verbinden. Daher wurde das Interesse von vielen Seiten größer, dem Ende der siebziger Jahre (von Helmut Schmidt und Valerie Giscard d’Estaing) ins Leben gerufenen Europäischen Währungssystem (EWS) beizutreten und von der Stabilität Deutschlands, das unwidersprochen der Anker dieses Systems war, zu profitieren.

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Manchmal bedarf es einer glaubwürdigen Drohung

Die Situation zwischen Russland und der Ukraine droht zu eskalieren. Mit dem Ausgang des Referendums pro Anschluss werden von russischer Seite Fakten geschaffen, denen die Ukraine nichts entgegenzusetzen hat außer einem noch schnelleren Anschluss des verkleinerten Staates an den Westen. Wir wollen nicht die ganze Geschichte wieder aufrollen, aber es kann keinen Zweifel geben, dass der Westen grandiose Fehler im Umgang mit der Ukraine und Russland gemacht hat. Jeder halbwegs informierte Außenpolitiker hätte wissen müssen, dass man nicht einfach die Ukraine insgesamt aus dem Einflussbereich Russlands bewegen kann, ohne dass Russland sich zumindest darauf besinnt, dass die Krim russisches Kernland war und unter völlig anderen Umständen (nämlich unter denen einer funktionierenden Sowjetunion) in den fünfziger Jahren der Ukraine zugesprochen worden war. Außerdem sollte man bedenken, dass Russland nach dem deutschen Mauerfall in Hinblick auf seinen Großmachtstatus enorme Zugeständnisse an den Westen gemacht und beispielsweise der raschen und vollständigen Integration der baltischen Staaten in die EU zugestimmt hat.

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Deutsche Konjunktur zieht leicht an, europäische stagniert, Deflation verfestigt sich

Die jüngsten Daten zur konjunkturellen Lage in Deutschland zeigen einen leichten Aufwärtstrend, der eindeutig von der Auslandsnachfrage getragen wird (vgl. Abbildung 1). Während die Inlandsnachfrage in der Industrie (grüne Linie in Abbildung 1) noch weit von dem Niveau entfernt ist, das sie 2008 und 2011 erreicht hatte, ist die Auslandsnachfrage (blaue Linie in Abbildung 1) auf dem Weg, diese Spitzen wieder zu erreichen.

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Unser Geldsystem VII: Die nachfragelastige Angebotspolitik der achtziger Jahre und der Beginn vom Ende des Monetarismus

Die achtziger Jahre waren scheinbar die Hochzeit der Angebotspolitik. In den USA war es Ronald Reagan (Präsident seit 1981), in Großbritannien Margret Thatcher (Premierministerin seit 1979) und in Deutschland Helmut Kohl (Bundeskanzler seit 1982), die, freilich jede(r) auf seine Art, dafür sorgten, dass die „linke Nachfragepolitik “ von der „rechten Angebotspolitik“ ein für alle Mal verdrängt wurde. Und tatsächlich, die drei aufrechten Kämpfer für die gute konservative Sache hatten Erfolge vorzuweisen. Unmittelbar nach dem Ende der zweiten Ölpreisexplosion und dem Aufschwung, der weltweit 1982 einsetzte, zogen die USA der Weltwirtschaft davon und zogen sogar einige Europäer mit sich. Großbritannien erlebte einen beachtlichen Aufschwung, der Magret Thatcher trotz ihres auch in konservativen Kreisen nicht unumstrittenen Dogmatismus zum Regierungschef (sie war die einzige Frau) mit der längsten Regierungszeit in Großbritannien im 20. Jahrhundert machte.

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Prüfbericht der EU-Kommission zu deutschen Leistungsbilanzüberschüssen: noch immer mehr Schatten als Licht

Die derzeit in Deutschland heftig diskutierte Prüfung der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse durch die EU-Kommission geht zurück auf einen sogenannten In Depth Review (IDR), in dem die Kommission auf einhundert Seiten die deutsche Wirtschaft untersucht, um herauszufinden, ob der gewaltige Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz ein Europa schädigendes Ungleichgewicht darstellt, das wirtschaftspolitisch angegangen werden muss, oder ob es gute Gründe für die Überschüsse gibt, so dass sie sozusagen eine Existenzberechtigung haben und nicht auf ihre Beseitigung hingearbeitet werden muss.

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Unser Geldsystem VI: Flexible Löhne oder flexible Gewinne?

Die Ölpreiskrisen brachten nicht nur für die Geldpolitik bedeutsame Einsichten, sie hätten auch zu einem besseren Verständnis des Verhältnisses von Geld- und Lohnpolitik beitragen können und zu einer neuen Rollenverteilung in der Wirtschaftspolitik, wäre man bereit gewesen, unvoreingenommen über die Erfahrungen nachzudenken und zu reden, die in den siebziger Jahren gemacht wurden.

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Professor Bernd Lucke und die Europhobie (Teil 2)

Der erste Teil dieses Beitrags endete mit der Kritik an dem Abschnitt von Bernd Luckes Vortrag, in dem die angebliche Wechselkursflexibilität einiger osteuropäischer Staaten als Ursache für deren starkes Exportwachstum ausgemacht wird. Natürlich gibt es osteuropäische Staaten, deren Wechselkurse gegenüber dem Euro stark schwanken wie etwa Polen, die Tschechische Republik oder Ungarn. Und diese Staaten haben durch starke Abwertungen ihrer Währungen auch immer wieder Exportschübe erhalten – so wie sie zuvor durch spekulationsbedingte Aufwertungen massiv in Handelsbilanzdefizite getrieben worden sind.

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Professor Bernd Lucke und die Europhobie (Teil 1)

Ein Leser hat uns gebeten, uns einen langen Vortrag auf youtube anzuhören und anzusehen, den der Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke, Sprecher der Alternative für Deutschland, in Freiburg gehalten hat. Angekündigt wird eine wissenschaftliche Einschätzung („ein argumentativer Sachvortrag“), keine Wahlkampfrede.

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Arbeitslosigkeit leicht gesunken, alles andere unverändert schwach

Im Februar ist die offiziell gemessene Zahl der Arbeitslosen (saisonbereinigt) leicht gesunken, nachdem sie schon im Januar rückläufig war. Auch die Unterbeschäftigung ist ganz leicht zurückgegangen (vgl. Abbildung 1).

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Unser Geldsystem IV: Der zweite Ölpreisschock und die Bundesbank als Königsmacher

Wir haben in Teil III dieser Serie gezeigt, dass die gesamtwirtschaftlichen Effekte des negativen Angebotsschocks, der mit der ersten Ölpreisexplosion verbunden war, allesamt negative Nachfrageschocks waren. Es war eben nicht der Angebotsschock als solcher, der Rezession und Arbeitslosigkeit erzeugte, sondern die Sekundär- und Tertiärwirkungen, die von dem Verteilungskonflikt zwischen Arbeit und Kapital ausgingen, der auf den Anstieg des Preisniveaus folgte. Vor allem der Anstieg der Zinsen in einer potenziell rezessiven Situation (wegen des Nachfrageausfalls aufgrund einer hohen Sparquote der Ölproduzenten) war der Auslöser für einen Investitions- und Arbeitsplatzeinbruch.

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