Keynesianismus – was ist das?

Auf unseren letzten Beitrag in der Geldserie und die Kritik an Joseph Stiglitz erreichten uns zwei Leserzuschriften (vielen Dank dafür an dieser Stelle), auf die wir kurz eingehen wollen. Zu unserer Kritik am IS/LM-Modell fiele ihm, so ein Leser, ein, dass der Erfinder dieses Modells, John Hicks, selbst seinen Fehler eingesehen habe, als er schrieb: „I accordingly conclude that the only way in which IS-LM analysis usefully survives – as anything more than a classroom gadget, to be superseded, later on, by something better – is in application to a particular kind of causal analysis, where the use of equilibrium methods, even a drastic use of equilibrium methods, is not inappropriate… When one turns to questions of policy, looking towards the future instead of the past, the use of equilibrium methods is still more suspect. For one cannot prescribe policy without considering at least the possibility that policy may be changed. There can be no change of policy if everything is to go on as expected – if the economy is to remain in what (however approximately) may be regarded as its existing equilibrium.“ (Ich schließe entsprechend daraus, dass die einzige Art und Weise, wie die IS/LM-Analyse nützlich überlebt – nämlich als mehr als eine Klassenzimmerspielerei, die später durch irgendetwas Besseres ersetzt wird –, in der Anwendung auf eine spezielle Art kausaler Analyse besteht, wo der Gebrauch von Gleichgewichtsmethoden, auch ein drastischer Gebrauch von Gleichgewichtsmethoden, nicht unangemessen ist. … Wenn man sich Fragen der Politik zuwendet, dann ist hinsichtlich der Betrachtung der Zukunft statt der Vergangenheit die Verwendung von Gleichgewichtsmethoden noch verdächtiger. Es kann keine Politikveränderung geben, wenn alles wie erwartet weitergeht – wenn die Wirtschaft in dem verharrt, was (wie annäherungsweise auch immer) als ihr herrschendes Gleichgewicht angesehen werden mag.“ (zitiert nach
http://www.debtdeflation.com/blogs/2009/02/18/some-curious-neoclassical-rumblings/#sthash.VFU9QlCB.dpuf; Übers. d. Verf.)

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Wachstum in der Marktwirtschaft – notwendige Bedingung und Sackgasse zugleich?

Die beiden Videos entstanden auf einer Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Wachstum wohin“, an der ich am 24.3.2014 in der Volkshochschule Linz teilgenommen habe.

Video 1: Begrüßung und Vortrag

Video 2: Fragen und Diskussion

Was zum Fall Uli Hoeneß noch zu wenig gesagt wurde

Über die Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß ist bereits so viel geschrieben und geredet worden, dass jedes weitere Wort fehl am Platz zu sein scheint, hilft es doch, die mediale Bedeutung des Falles weiter zu steigern, die schon längst nicht mehr in einem vernünftigen Verhältnis zu allen realen Problemen unseres Landes steht. Trotzdem ärgert es mich, dass der einzige Aspekt, den ich an diesem Fall für wirtschaftspolitisch grundlegend relevant halte, in den Medien fast nicht vorkommt (die einzige erfreuliche Ausnahme, die mir untergekommen ist, bildet Wolfgang Münchau, wobei ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit bei dieser Wahrnehmung unserer Medien erhebe).

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Bundespräsident Gauck in Athen: Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Anlässlich einer Reise nach Griechenland hat Bundespräsident Joachim Gauck am 6. März in Athen eine Rede gehalten. Das musste absehbar auf einen Drahtseilakt hinauslaufen. Denn seit Ausbruch der Eurokrise drängt vor allem Deutschland direkt und auch mittels seiner Einflussmöglichkeiten auf die Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF auf Reformen der griechischen Wirtschaft. Nicht nur in der Wahrnehmung vieler Griechen, sondern auch zunehmend in wissenschaftlichen Analysen wird die seit sechs Jahren herrschende schwere Wirtschaftskrise in Griechenland (und anderswo) mit diesen Reformen in Verbindung gebracht. Die Vertröstungen, die Reformen seien zwar hart, aber unvermeidlich und würden zu einer bald sichtbar werdenden Verbesserung der Lage führen, sind so zahlreich wie die Misserfolge der bisherigen Strategie der Austerität, Flexibilisierung und Privatisierung.

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Hohe Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus dem Ausland – ein gutes Argument zur Verteidigung deutscher Leistungsbilanzüberschüsse? (Teil 2)

Im ersten Teil dieses Beitrags innerhalb meiner Serie zur Beurteilung der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse hatte ich die Einschätzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) kritisiert, dass der inzwischen mit fast 2½ Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beachtlich hohe Saldo der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen als Bestandteil der Leistungsbilanz nichts mit der hohen deutschen Wettbewerbsfähigkeit zu tun habe. Jetzt geht es mir um die Beurteilung der ‚relativen Persistenz‘ dieser Zahlungen des Auslands an Deutschland, wie sich das Ministerium ausdrückte. Dafür werfe ich einen Blick auf die Zusammensetzung der deutschen Leistungsbilanz in einem längeren Zeitraum, d.h. ab 1960, was natürlich für die Jahre bis 1991 einen anderen Gebietsstand, nämlich Westdeutschland, beinhaltet. Gab es nicht schon früher hohe Überschüsse im Waren- und Dienstleistungsaustausch mit dem Ausland? Und wie sah damals der Saldo der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus? Kannte man schon damals Echoeffekte der deutschen Vermögensposition im Ausland und wie nachhaltig waren sie?

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Hohe Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus dem Ausland – ein gutes Argument zur Verteidigung deutscher Leistungsbilanzüberschüsse? (Teil 1)

Schon länger steht die Fortsetzung der Serie aus, die ich über die Argumente des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zur Verteidigung der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse schreibe (hier die bisher dazu veröffentlichten Beiträge: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 4a, Teil 4b und Teil 5). Am Rande: Der Link zu dem Papier des Ministeriums über dessen Webseite, den ich ursprünglich angegeben
hatte, funktioniert inzwischen nicht mehr. Vielleicht ist andernorts aufgefallen, dass die Schwächen des besagten Papiers gar zu offensichtlich sind, so dass man es lieber nicht mehr zugänglich halten wollte? Wie dem auch sei, da die in ihm angeführten Argumente in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen, setze ich mich dennoch weiterhin damit auseinander. (Wer das Papier noch einmal im Original lesen will, wird hier fündig.) Nun also der nächste Teil der Serie, der sich mit dem nach meiner
Aufzählung sechsten Argument des BMWi auseinandersetzt, das folgendermaßen lautet:

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Alle Jahre wieder kommt die Story vom Weihnachtsgeschäft

Ein Leser hat uns folgendes zum Thema Aufschwung der deutschen Binnenkonjunktur, namentlich des viel beschworenen privaten Verbrauchs geschrieben:
„In den ersten 11 Monaten eines Jahres können wir uns glücklich schätzen, „nur“ einmal pro Monat – anlässlich der GfK-Konsumklimaindex-Berichterstattung – von unseren Medien mit der „Kaufrausch“-Berichterstattung behelligt zu werden. Im Weihnachtsmonat Dezember erfolgt dies jedoch im Wochenrhythmus. Und sollte ein Wochenende tatsächlich einmal nicht gut laufen, dann werden wir flugs auf die lichte Zukunft verwiesen (denn unsere Wirtschaft „boomt“ ja geradezu unaufhörlich).

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Entweder goldene Lohnregel oder Tankwart und Tütenpacker

Ein Leser fragt in Hinblick auf meinen Beitrag „Der Mindestlohn – Lackmustest für die Gewerkschaften“, woran sich Gewerkschaften bei ihren Lohnabschlüssen orientieren sollen, wenn die Produktivität ihrer Branche über- bzw. unterhalb der durchschnittlichen Produktivitätsentwicklung der Gesamtwirtschaft liegt. Hier die Antwort, die in der Beitragsserie zur Lohnpolitik von März/April 2013, insbesondere in Teil 5 „Welches Motto gewinnt: “divide et impera” oder “Gemeinsam sind wir stark”?“ detailliert nachzulesen ist:

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Der Mindestlohn – Lackmustest für die Gewerkschaften

In meiner Serie zum Streit über die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse bin ich im vorigen Beitrag darauf eingegangen, dass die Klagen der deutschen Industrie über im internationalen Vergleich „zu hohe“ Löhne im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands unberechtigt sind und keinesfalls als Argument taugen, das deutsche Lohndumping als Ursache für die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse zu widerlegen. In diesem Zusammenhang hatte ich versprochen, die Rolle der IG Metall noch einmal näher zu beleuchten.

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