In nächster Zeit werde ich auf dem Video-Kanal https://www.youtube.com/@fspiecker-de regelmäßig Videos veröffentlichen, in denen ich Fragen zu gesamtwirtschaftlichen Themen beantworte. Dabei wird es sowohl um Aktuelles als auch um grundsätzliche Überlegungen gehen, wie eine großenteils marktwirtschaftlich organisierte Volkswirtschaft funktioniert. Was daraus für die Wirtschaftspolitik folgt, soll für Laien so verständlich wie möglich erklärt werden. Mein Interview-Partner ist Stefan Dudey.
Hallo Frau Spiecker und Herr Dudey,
da ich kein Youtube/Google-Konto habe, versuche ich meine Fragen hier anzubringen.
Erst einmal vielen Dank für die verständlichen Erklärungen von volkswirtschaftlichen Zusammenhänge. Die bekommt man nicht überall.
Meine Frage:
Sie sagen
1. „Jedem Sparen steht immer ein Sich-Verschulden in gleicher Größenordnung gegenüber.“
2. Geld wird überwiegend von Banken aus dem „Nichts“ geschöpft.
Wieso sind die Schulden insgesamt immer so groß wie alles Geldvermögen? Bei mir kommt an, Schulden hängen mit „Nichts“ zusammen?? Wo ist der zwingende Zusammenhang zum Vermögen? Können nicht Schulden und Vermögen unabhängig voneinander existieren?
Werden am Stichtag eines Schuldenschnitts auch Vermögen plötzlich gekürzt?
Ich kann hier einen Zusammenhang nicht selber herstellen oder (am liebsten konkret & sinnlich) nachvollziehen, geschweige denn jemandem Anderen erklären.
Ich hoffe auf Erläuterung
Freundliche Grüße
Adam
Schulden gibt es immer nur in finanzieller Form. Es gibt keine „Sach“-Schulden, weil es einfach keine „Negativ-Immobilie“, keine „Negativ-Maschine“ oder Ähnliches gibt, sondern immer nur ein „Papier“ darüber, dass man jemandem das und das schuldet. Dieses „Papier“ stellt bei demjenigen, der den Anspruch gegenüber dem Schuldner hat, ein finanzielles Vermögen dar; beim Schuldner bezeichnet das Papier die Höhe seiner Schuld.
Beim Vermögen ist es anders als bei den Schulden. Da gibt es neben dem Finanzvermögen auch Sachvermögen, also z.B. eine Immobilie oder eine Maschine. Hat sich der Eigentümer der Immobilie oder der Maschine für deren Kauf nicht verschuldet oder seine diesbezüglichen Schulden vollständig zurückgezahlt, ist Sachvermögen vorhanden, dem keine Schulden gegenüberstehen. Einem Finanzvermögen muss hingegen immer eine Schuld gegenüberstehen, denn man hat eine Forderung jemand anderem gegenüber, der entsprechend bei einem verschuldet ist. Sachvermögen hat man nicht „gegenüber“ jemand anderem.
Daher saldieren sich Schulden und Finanzvermögen immer zu null. Darüber hinaus gibt es auch noch Sachvermögen. Theoretisch ist es also möglich, dass es insgesamt keine Schulden und entsprechend kein Finanzvermögen auf der Welt gibt, aber dennoch Sachvermögen. Das gehört dann Wirtschaftsakteuren, die nicht verschuldet sind.
Unabhängig voneinander sind Schulden und Vermögen (Finanz- + Sachvermögen) in einer monetären Marktwirtschaft aber nicht, da praktisch alle arbeitsteiligen Projekte durch Schuldenfinanzierung angeschoben werden. Natürlich ist es möglich, dass sich jemand nach seiner Erwerbsarbeit abends über Jahre hinweg in Eigenarbeit und Eigenregie selbst ein Haus baut. Er erschafft also Sachvermögen, ohne sich zu verschulden. Aber das dürfte ein recht seltener Fall sein.
Normalerweise lässt man sich ein Haus von Fachleuten (also arbeitsteilig) bauen und finanziert es (zumindest teilweise) mit Verschuldung. Diese Schulden zahlt man im Laufe der Jahre ab und gibt auf diese Weise sozusagen nachträglich das, was andere für einen arbeitsteilig geleistet haben, zurück.